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Krautreporter: Journalismus zwischen Crowd und Sozialismus

15.000 zahlende Abonnenten für guten Journalismus gesucht. Mit dem neuen Online-Magazin Krautreporter wollen 28 Journalisten der deutschen Medienlandschaft einen neuen Impuls verpassen. Der soll so ganz nebenbei auch die jammernden Großverlagen anstupsen, die nach wie vor bezweifeln, dass Menschen für guten Journalismus auch zahlen.

31 Tage haben sich die Initiatoren Zeit gegeben, 15.000 Unterstützer für das Projekt zu finden. Eine Mitgliedschaft für zwölf Monate kostet 60 Euro. Das Paket kann man auch verschenken und als Inhaber von schweren Geldsäcken kann man gleich zehn Mitgliedschaften erwerben.

Dabei ist die Bezeichnung „Mitglied“ etwas irreführend, schließlich wird man nicht Mitglied der Redaktion und Aktionäre sind landläufig auch keine Mitglieder einer AG. Hinter der Begrifflichkeit verbirgt sich aber die enge Anbindung an die Redaktion, so zumindest schreibt es Die Zeit.

Wie das in der Praxis aussehen wird, ist derzeit noch etwas vage. Sicher ist: Die 15.000 Abonnenten zahlen insgesamt 900.000 Euro, die Inhalte werden für alle Leser frei zugänglich sein. Damit geht Krautreporter einen anderen Weg als der niederländische „De Correspondent„. Die Initiatoren des letzteren hatten eine Million Euro bei ihrer Leserschaft eingesammelt, aber auch nur denen Zugriff auf die Inhalte gegeben.

Generell ist der Gedanke eines medialen Sozialismus sicher reizvoll, aber letztendlich könnte genau das Projekt genau an diesem Ansatz scheitern wie der Real-Sozialismus und aus den selben Gründen – den menschlichen Schwächen von Geiz und Missgunst.

Lesen können alle, kommentieren sollen nur die Mitglieder. So sollen die Aufteilung und der Vorteil sein. Allerdings wird sicher auch Krautreporter nicht auf die Anbindung der Social Networks verzichten. Und dort wird ohnehin mehr diskutiert als auf den Seiten der meisten Online-Magazine.

Ohne Werbung, dafür tiefschauende Reportagen, Porträts und Geschichten – allein deshalb sollte man das Projekt schon unterstützen. Selbst auf die Gefahr hin, dass die tiefe Schau eben doch nicht so tief wird, wie man erhofft. Aber für 60 Euro ist das Risiko überschaubar. Und das geld wird nur abgebucht, wenn aus dem Projekt etwas wird, versichert die Redaktion auf der Seite.

Trotz all der „Wenn’s & Aber’s“ und „Hab ich es nicht gesagt“ – ich freue mich auf das Projekt. Es zeigt, dass renomierte Journalisten noch nicht den Kopf in den Sand gesteckt haben und ihrem Berufsethos treu bleiben wollen, unabhängig zu berichten. Allein deshalb ist es als Lehrstück für angehende Journalisten bereits ein Erfolg.

 

Bildquelle: Flickr. Some rights reserved.

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