Heute möchte ich diesen Beitrag auch einer guten Freundin widmen. Sie ist an einem Donnerstag verstorben, die Beerdigung war an einem 7. Juli. Meine letzten Worte als Abschied an Petra via WhatsApp werden nun zu meinem Nachruf auf sie: „Es tut mir unendlich weh, dass du gehen musst. Du warst ein großartiger Mensch. Vielen Dank für dein immer offenes Ohr, dafür, dass wir immer offen und ehrlich unsere Gedanken teilen konnten. Danke für deine warmherzige, sehr mütterliche Art mir gegenüber. Danke dafür, dass wir gemeinsam gelacht haben. Danke, dass du mir gelegentlich den Kopf zurecht gerückt hast. Danke, dass du eine echte Freundin warst.“ Ich werde dich vermissen Petra.
Damit kommen wir zu einer Aufgabe, an der ich immer mal wieder arbeite – an meiner eigenen Grabrede. Es ist eine Idee und ein Konzept, dass aus einem Gespräch mit Thomas entstanden ist. Er hat schon öfter eine Grabrede für sich geschrieben, wenn er glaubte, seine Ziele aus dem Auge verloren zu haben. Es ist die Idee, dass man mit einem Rückblick auf sein Leben viel besser beurteilen kann, was wirklich zählt und wer man sein möchte.
Was würde ich am Grab über mich selbst sagen? Was macht mich als Mensch aus? Hier kommt mein erster Entwurf für meine Grabrede.
Lieber Tizian
du warst Zeit deines Lebens ein Mensch mit hoch fliegenden Träumen. Als Träumer belächelt, manchmal als Spinner verschrien. Du hattest viele Träume und manchmal sogar den Mut und die Energie, sie umzusetzen. Einer dieser Träume hat dich zu einem Vater werden lassen. Ein anderer zu einem Ehemann. Viele deiner Träume hast du allerdings nie Wirklichkeit werden lassen. Ich wünschte mir, dass du manchmal etwas realistischer und manchmal nur ein wenig mutiger gewesen wärst. Dann hättest du Großes erreichen können.
Für deine Tochter warst du immer der beste Vater, den sie sich nur wünschen konnte. Keine Aufgabe, kein Weg, nichts war zu viel oder zu schwer. Du warst immer an ihrer Seite, auch wenn du mal nicht da warst. Als Ehemann warst du leider nicht immer so gut. Ich hätte mir gewünscht, du hättest mehr auf euch Acht gegeben, wärst umsichtiger und liebevoller gewesen. Aber manchmal ist das Leben so und du wusstest, dass das Leben selten gerade Wege kennt. Aber du hast aus deinen Fehlern gelernt. Du hattest die große Gabe, dich selbst fair einzuschätzen. Du kanntest deine Schwächen – manchmal sogar besser als deine Stärken. Und du wurdest dadurch auch zu einem besseren Partner.
Du hattest immer eine beneidenswert positive Einstellung zum Leben, selbst in den Momenten, wenn das Leben kompliziert und sehr traurig war. Du hast Mut bewiesen und Mut gemacht. Die Menschen um dich herum, haben dich auch für deinen Rückhalt sehr wert geschätzt. Du konntest mit jedem lachen, ernste und tiefe Gespräche führen und hast jedem das Gefühl gegeben, ein geliebter und wertvoller Mensch zu sein. Das ist dir gelungen, weil du es in deinem Inneren genauso gefühlt hast. Und dafür haben dich andere geliebt.
Dir waren Menschen immer wichtig. Oft traf man bei dir daheim Freunde und die Familie an. Immer war Leben im Haus. Aber es gab da auch die ruhigen Momente. Momente, in denen du nur für dich da warst. Du hast eine beneidenswerte Balance zwischen Gemeinsamkeit und Einsamkeit geschaffen. Du hast auf dich Acht gegeben und gleichzeitig auf andere. Dein Mitgefühl für andere Menschen und dein Mitgefühl und Verständnis für dich selbst haben dich zu einem in sich selbst ruhenden und starken Menschen gemacht.
Eine der besten Eigenschaften die du dein eigenen nennen konntest, war die Fähigkeit, all deine Gedanken in Worte zu kleiden. Du warst rede gewandt, hast mit Worten andere Menschen berühren können und hast dank deiner offenen Art über deine Empfindungen sprechen können. Genau deshalb haben sich viele Menschen bei dir wohl gefühlt und einige dich dafür sogar aufrichtig geliebt. Es war immer eine Freude dich mit Worten spielen zu sehen. Diese Fähigkeit hast du auch an deine Tochter weitergegeben. Und trotz deiner Lust am eigenen Reden warst du ein toller Zuhörer. Du hast jedem die Möglichkeit gegeben, seine Stimme zu hören, seine Meinung mitzuteilen und ebenso offen über seine Gefühle zu sprechen. Dir waren Menschen nur dann ein Graus, wenn sie diese Fähigkeit nicht hatten. Aber selbst dann hast du sie geachtet und ihnen immer wieder die Möglichkeit gegeben, sich doch noch zu öffnen. Und bei vielen der hartnäckigen Fälle ist es dir über die Zeit auch gelungen.
Du bist für uns als Mensch trotz oder gerade auch wegen all deiner Schwächen ein echter Freund geworden und gewesen. Du warst ein Menschenfreund, du warst ein Mensch, du wirst uns fehlen.